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Gulzar, 68 Jahre alt, lebt in Neu Delhi. Er ist in ganz Indien (und darüber hinaus in Ländern, die indische Filme zeigen) bekannt und berühmt als Drehbuchautor und Regisseur moderner Filme. Er zeigt nicht kitschige Schmachtfetzen, sondern spürt mit Ernsthaftigkeit und Ironie zugleich dem Leben der gewöhnlichen Leute nach, schildert ihre oft tragischen Verstrickungen in Traditionen und die ebenso oft scheiternden Bemühungen um Anpassung an das moderne Leben. Man sagt ihm nach, er sei der wahrste und zugleich menschlichste Schilderer einer alten Kultur im Umbruch.

Gulzar hatte ein schweres, tragisches Leben, das von Verlust der Heimat und der Familie geprägt war und aus dem er Motive zu seinen Filmen und auch seinen Gedichten bezog. Gulzars Lyrik ist erst kürzlich bekannt geworden, denn er schrieb lange nur für sich, als Tröstung und seelische Selbsthilfe. Er dichtet in Urdu, einer Schwestersprache des Hindi, beide beherrscht vom Erbe das Sanskrit. Eine Auswahl seiner Gedichte liegt in englischer Übersetzung durch die in Kanada lebende Inderin Rina Singh vor, selbst Lyrikerin. Ihr gelang es, Sinn, Empfindung und Ausdruckskraft der alten indischen Sprache in modernem Englisch nachzubilden.

Gulzar hat Volker Stutzer, der sich mit indischen Sprachen und indischer Denkweise beschäftigt, autorisiert, den Versuch zu wagen, die Gedichte ins Deutsche zu übertragen. Dabei wurde weniger auf wörtliche Entsprechung als auf die Übermittlung der Gedanken, Gefühle und der Atmosphäre aus der indischen Welt Gulzars Bedacht genommen.